Rosé-Wein ist sicherlich der Weinsieger des letzten Jahrzehnts. Es wird mehr und mehr davon getrunken, man liebt ihn und wartet auf ihn, fast so sehr wie auf den Sommer. Seine Popularität hat ihm sichtbar gut getan, denn die Qualität der Rosé-Weine hat sich in den letzten Jahren auffallend verbessert, und die harten Jahre des grand rosé Château Migraine liegen weit hinter uns. Rosé gilt heute schon längst als ein eigenständiger und aufrichtiger Wein, und nicht mehr als ein Hybride, der seine Persönlichkeit irgendwo zwischen Rot- und Weißwein sucht.
Es gibt heute mehrere große Rosé-Regionen in Frankreich: Die Loire, mit ihren manchmal süßen Weinen aus Gamay und Cabernet franc, die Provence mit ihren geradlinigen Weinen aus Mourvèdre und Tibouren noir, die Rhône-Rosés auf Grenache Basis, die in Tavel sogar den König des Rosés hervorbringen, sowie das große Languedoc mit seinen mediterranen Weinen aus Grenache, Syrah, Cinsault, Carignan...
Was die Herstellung von Rosé angeht, so gibt es zwei traditionelle Schulen, die sich gegenüberstehen, aber auch komplettieren können: Rosé aus direkter Pressung (pressurage directe) und der sogenannte saignée Rosé. Wie ihr Name schon sagt, werden bei der ersten Methode die (roten) Trauben gleich nach der Lese und dem Entrappen gepresst. Aufgrund des nur kurzen Kontakts des so gewonnenen Mosts mit der farbigen Traubenschale, ergibt diese Methode meist sehr helle Weine. Allerdings hängt seine Farbe nicht nur von der Art der Herstellung ab, sondern unter anderem auch von der Rebsorte und der Traubenreife. Der durch das Pressen erhaltene Traubenmost wird anschließend bei niedriger Temperatur vergoren, ähnlich wie Weißwein.
Beim saignée Rosé verfährt man zunächst anders. Die (roten) Trauben werden nach der Lese entrappt und leicht angequetscht in einen Tank gegeben. Bei niedriger Temperatur lässt man Traubensaft und Schalen einige Stunden im Gärbehälter stehen, bevor man 10% bis 20% des Mosts abzieht. Theoretisch gilt, je länger der Most auf der Maische bleibt, desto dunkler und kräftiger der Rosé-Wein. Aber auch hier spielen Rebsorte und Traubenreife eine große Rolle. Die restlichen Trauben im Tank werden anschließend zu Rotwein vergoren, während der abgezogene Most bei kühlen Temperaturen zu Rosé-Wein vergoren wird. Der französische Begriff „saignée“ bedeutet übrigens wörtlich „Aderlass“.
Die beiden Methoden bringen zwei klassische, recht unterschiedliche Rosé-Typen hervor: Der Wein aus direkter Pressung hat eine helle Farbe und zeichnet sich vor allem durch seine meist geradlinige Säure aus, während saignée Weine meist dunkler, kräftiger und vollmundiger sind. Man kann natürlich auch beide Techniken benutzen, um einen guten Rosé herzustellen, indem man einen Teil der Trauben direkt presst und den anderen im saignée Verfahren verarbeitet. Wichtig ist dabei nur, die gewählte Technik an das Erntegut und den gewünschten Weintypus anzupassen.
Die cuvée Tradition von Pierre Cros aus dem Minervois ist ein gutes Beispiel dafür. Pierre stellt seinen Rosé aus 4 mediterranen Rebsorten her und benutzt beide Techniken: Für optimale Frische und Geradlinigkeit wird die direkte Pressung bei Grenache und Mourvèdre angewendet, während der Most aus Syrah und Cinsault durch das saignée Verfahren gewonnen wird und somit Vollmundigkeit und angenehme Süße in die Cuvée einbringt.
Hell in der Farbe, mit anziehender, reichlich fruchtiger Nase voller Himbeeren und Erdbeeren, zu der sich später Zitrusfrucht und etwas Minze gesellen. Frisch und leicht am Gaumen, mit einigen zurückhaltenden Tanninen im Abgang, ein schmackhafter Wein, der viel Trinkspass bringt. Gut gekühlt auf den Tisch gebracht (10-12°C), passt er hervorragend zum Aperitif, zum leichten Mittagsessen auf der Terrasse, zu gegrilltem Fisch... Ein echter Sommerfreund!