«Grosse BURGUNDER Weine sollten sich jung trinken aber auch mehrere Jahrzehnte halten können», sagte einst Henry JAYER, großer Winzer aus dem Burgund, vor allem bekannt und respektiert für die Grands Crus, die er in der Lage RICHEBOURG herstellte. Und seine Worte sind sicherlich auch für viele andere Terroirs und Herkunfts-Bezeichnungen anwendbar.
Aber sie entsprechen nicht allen Weinen. Es gibt Weine, die man in ihrer Jugend trinken sollte. Fruchtig, frisch und schmackhaft, sind sie einfach nicht «stark» genug um zu überdauern. Beim Altern verblassen sie einfach und lösen sich in der Flasche quasi in Luft auf. Es wäre eine Schande zu warten bis das passiert. Man sollte sie besser für das nehmen, was sie sind: Jung, begeistert, spendabel ... Und auch ausgezeichnete Begleiter für festliche Momente und einfache, alltägliche Küche: Pasta mit allerlei Soßen, gegrilltes Fleisch und Fisch, Brot und Pastete, Bratkartoffeln... je nach Charakter und Geschmack natürlich.
Bei Weinen, die ein hohes Alterungspotential haben, kann die Frage schwieriger sein. Nicht zuletzt, weil unsere Erwartungen ihnen gegenüber gross sind! Ebenso unsere Ängste. Was muss man machen, um nicht den « besten Moment » zu verpassen, die Flasche nicht zu früh zu öffnen oder (noch schlimmer) zu spät? Dies ist der Moment, in dem Sie die « HENRY JAYER REGEL » anwenden sollten. Will heissen: Ein großer Wein (das wir als aromatisch KOMPLEX und HARMONISCH definieren, und der zudem einen langen ABGANG haben sollte) muss schon in jungen Jahren angenehm zu trinken sein und ausserdem mehrere Jahre haltbar sein und gut reifen (jahrzehnte lange Reifezeiten behalten wir uns für SEHR gute Weine und SEHR geduldige Personen vor). Wenn Sie diese Regel anwenden, werden Sie nie wieder einen Wein zu jung oder zu alt trinken! Das ist beruhigend, die Gefahr ist gebannt!
GANZ IM ERNST: Ein guter Wein muss bereits in seiner Jugend gut schmecken. Dies ist unerlässlich! Brennender Alkohol, trockene Tannine, grüne und beißende Säure oder ein Mangel an Ausgewogenheit... Die Zeit wird diese Probleme nie beheben. NIE! Ein Wein, den es sich lohnt zu lagern MUSS schon in jungen Jahren eine gute „Trinkigkeit“ zeigen. Dennoch kann es für einige Rotweine mit besonders großer Tanninmasse von Nöten sein, ein wenig Geduld aufzubringen, denn die Zeit weiß, wie man (gute) Tannine schleift und seidig weich macht.
ALSO, WARUM WARTEN? Weil wir können! So einfach ist das. Aber auch, weil Wein im Laufe der Jahre zu unbekannten Regionen des Geschmacks und des Geruchs führen kann. Und so sind es letztlich die Neugierde und die Freude an der Entdeckung, die uns beim Wein zur Geduld mahnen.
WOHER WEISS ICH, ob ein Wein zum Reifen geeignet ist? Dies ist eine der wichtigsten Fragen, auf die Weinliebhaber und Profis immer noch eine Antwort suchen. In Bezug auf WEISSWEINE haben wir zum Beispiel kaum Anhaltspunkte. Wir können auch nicht erklären, warum ROSÉWEINE (bis auf Ausnahmen) scheinbar nicht lange haltbar sind, auch wenn ihre Zusammensetzung den Weißweinen sehr ähnlich ist (abgesehen natürlich von der Farbe). Vom Alterungspotential der Rotweine können wir uns beim Verkosten eventuell ein Bild machen: Die Kraft und Fülle der Aromen, ebenso eine bemerkenswerte Tanninstruktur scheinen gute Indikatoren für haltbare Rotweine zu sein.
Es gibt aber natürlich für alles, was ich gesagt habe Ausnahmen, welche die Regeln bestätigen (sofern es sie überhaupt gibt): Weißweine, die jahrzehntelang halten, Roséweine, die nach 5 Jahren grossartig schmecken, kräftige Rotweine, die wir besser geöffnet hätten, als sie noch jung waren... Wir sollten also wachsam bleiben.
KONKRET, WAS SOLLTE ICH ALSO TUN? Pflegen Sie ein Vertrauensverhältnis zu WINZERN oder WEINHÄNDLERN. Denn das Vorhersagen der Haltbarkeit von Weinen basiert letztlich vor allem auf ERFAHRUNG. Natürlich können Sie auch selber experimentieren: Kaufen Sie mehrere Flaschen des gleichen Weins und Jahrgangs (nein, dafür müssen Sie nicht unbedingt über ein grosses Budget verfügen, denn es gibt hervorragende Weine zwischen 8 € und 15 €, die über 10 Jahre gut reifen können!) und lagern Sie die Weine unter angemessenen Bedingungen (vergessen Sie also den Heizungskeller). Öffnen Sie jedes Jahr eine Flasche, verkosten und genießen Sie den Wein und machen Sie sich ein paar Notizen. Sie werden die Entwicklung, die Veränderung und den Niedergang des Weins selbst sehen.
GENIESSEN SIE DAS EXPERIMENT !