Paroles de vignerons - Vinparleur - Winzer talk

Früher gab’s mehr Wein: Weingeschmack

Permalink, von A.

Stell Dir vor mein lieber B.,

das Resultat der letzen vierzehn Tage könnte vernichtend sein: eine sich nicht mehr drehende Waschmaschine, Schnee, der taut und als Wasser durch die Badezimmerdecke tropft, ein Fahrradplatten kurz nach dem weichen Tritt in einen Hundhaufen, dann tags darauf, ein abgebrochener Zahn („tat er mal weh“, „nein“ „aha“) und täglich, aber auch wirklich täglich Arbeit, die wirklich wenig Freude macht. Zurzeit zumindest.

Doch merkwürdigerweise nehme ich all das hin, lege es zu den Dingen, die einfach passieren. Genau genommen, habe ich sogar das Gefühl, dass es sehr wenig mit mir zu tun hat. Lucky me. Ende des Jahres? Weltuntergang? Egal. Einfach nur Murphys Law und dagegen kann man eh nichts tun. Ich bleibe cool und indifferent. Ist ja auch schließlich ein Wunder. Aber dann haben meine Geschmacksnerven mir eine wirkliche Überraschung beschert. Die Nerven, die den Wein schmecken. Weißt du?

Letzten Freitag war ich mit meinem Patenkind im Kino. Sie hatte sich Hotel Transsilvanien gewünscht, natürlich in 3D, das ist teurer und unschärfer und manchmal flattert ein Gegenstand aus dem Bild. Ich habe bis jetzt nicht verstanden, warum sich manche darüber erschrecken und lustig kreischen. Aber gefallen hat es mir auch. Dracula ist eben einfach nett. Ich wurde während des Films hungrig und dachte mir ein Abendessen aus. Rot spielte dabei eine große Rolle und der Heimweg wollte es, dass ich am Weinladen Schmidt vorbei kam. Leise klingelte etwas in meinem Hinterkopf, also stieg ich vom Fahrrad, klopfte mir den aufgewirbelten Schnee vom Bein und betrat mit roten Wangen das Geschäft. Ein Blick nach links zum Regal und ich wusste was ich erstehen würde. „Ja bitte?“ „Eine Flasche Les Garriguettes“ bitte, „Ah“. Zwei Minuten später war die Flasche in meiner Tasche und ich auf dem Weg nach Hause.

Wie Du dir denken kannst hat es nicht lange – nur bis(s) zum Abendbrot – gedauert bis die Flasche entkorkt war. Ich roch, lächelte, nippte - der Wein schmeckte einfach gut, fruchtig, lecker, sonnig und irgendwie frei. Natürlich wusste ich, dass das Unsinn ist. Und zudem: die Falsche zierte die Jahreszahl 2010, Du kannst den Wein nicht gemacht haben, aber dennoch war ich mir sicher, dass Du allein für den Inhalt dieser von mir erstandenen Flasche zuständig warst. Mitten im Winter, im Schnee schmeckte ich den Sommernachmittag auf dem Weingut, fühlte den heißen Wind und die träge Luft.

Das nun wunderte mich wirklich: Als ich das letzte Mal eine Flasche Wein aus Nostalgie oder vielleicht auch Sommersehnsucht gekauft habe, wurde ich bitter enttäuscht. In Kapstadt habe ich immer Wenigerlust getrunken. Einfach hervorragend. Irgendwann fand ich heraus, dass man den Wein man auch hier in Deutschland kaufen kann. In Hamburg, er ist zwar doppelt so teuer, aber ich habe ihn mir einfach selbst zum Geburtstag geschenkt. Ich weiß noch als der Postbote das Paket brachte, begannen meine Füße leise zu tänzeln, so sehr freute ich mich. Das Entkorken war voller Erwartung – ich hielt den Atem an, nippte und schmeckte und schmeckt und schmeckte,... dass der Wein mir überhaupt nicht schmeckte. Und jetzt das. Was für ein Geschenk!

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten.



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